Frauen und psychische Gesundheit

Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, affektive Psychosen und funktionelle Störungen werden bei Frauen häufiger diagnostiziert als bei Männern. Hinter diesen geschlechtsspezifischen Unterschieden verbergen sich jedoch sehr häufig krankmachende Lebenszusammenhänge von Frauen. Diese manifestieren sich einerseits in der Festlegung auf traditionelle Frauenrollen und andererseits in Doppel- und Mehrfachbelastungen durch Beruf, Kindererziehung, Haushalt, Partnerschaft, Pflege von Familienangehörigen. Frauen mit schlechteren Bildungs- und ökonomischen Voraussetzungen sind davon besonders betroffen, ebenso alleinerziehende Mütter sowie Migrantinnen.

Diese Überforderungen äußern sich einerseits in psychischen (Erschöpfungs-) Symptomen, anderseits besteht die Tendenz von Seiten der Medizin, die gleichen Symptome unterschiedlich zu diagnostizieren und zu therapieren: bei Männern eher somatisch, bei Frauen psychisch bzw. psychosomatisch. In weiterer Folge werden Frauen bis zu zweimal häufiger Beruhigungs- und Schlafmittel, Antidepressiva und Neuroleptika, Schmerzmittel sowie Medikamente zur Gewichtsreduktion verordnet, als Männern.

Die gestiegene öffentliche Aufmerksamkeit für psychische Gesundheit ist eine Entwicklung in die richtige Richtung, allerdings muss darauf geachtet werden, dass strukturelle Überforderungen von Frauen nicht zu individuellen Diagnosezuschreibungen führen.

Die unterschiedlichen Lebenszusammenhänge von Frauen und Männern erfordern sowohl bei medizinischer als auch psychologischer Diagnosestellung und Behandlung eine frauenspezifische Betrachtung. Damit im Zusammenhang steht die Forderung nach kostenloser frauenspezifischer psychologischer Begleitung bzw. Psychotherapie. Zentrale Prinzipien sind dabei die Förderung der Autonomie und Selbstbestimmung von Frauen, Empowerment, Ressourcenorientierung und Parteilichkeit.

 

"Ach ja... wenn es so einfach wäre?!"

von Aline Halhuber-Ahlmann

„Was Frauen lieben…“: Kleidung - Kosmetik – Sport & Fitness – Unterhaltung – Gastronomie – Reisen & Freizeit – Wellness - Autos – u.v.m., so lautete die Werbung für Inserate in einem Medium. Ein netter, kleiner Aufreger für mich am Morgen, kam ich doch gerade von der ausgezeichneten Wiener Konferenz mit dem Titel „Irrsinning weiblich?!“ - Selbstbewusstsein und psychische Gesundheit bei Frauen.

Bei dem Kongress ging es auch darum was Frauen häufig NICHT lieben: ihren Körper, ihre Schamlippen, ihre anstrengenden und einander widersprechenden Rollen, die gläserne Decke auf dem Karriereweg, Unsicherheiten an den Übergängen ihres Frauenlebens… Alles Faktoren, die einen starken Einfluss auf die psychische Gesundheit von Frauen haben.

Es zerreißt einem das Herz zu hören wie viele  Frauen in diesem „Krieg gegen sich und ihren Körper“ ihre seelische Gesundheit verlieren. Es ist ein Schlachtfeld auf dem die Anbieter kosmetischer, chirurgischer und diätischer Produkte profitieren. Frauen gewinnen vielleicht ein paar Momente vermeintliche Selbstzufriedenheit – aber selten den Kampf.

Wenn doch Konsum DIE Lösung wäre, wie die oben angeführte Schlagzeile glauben machen möchte. Aber es hilft mit Sicherheit nicht den Frauen – finanzielle Probleme sind meist die weitere Folge.

Die Unzufriedenheit  und (Selbst-) Lieblosigkeit hält Frauen auch davon ab FÜR sich und ihre Karrieren, Lebenszufriedenheit etc. zu kämpfen. Aus dem Kampf der Geschlechter wurde nebenbei und unauffällig ein Kampf der Frauen untereinander und gegen sich selbst, von dem „das Patriarchat“ profitiert, ohne dass es sichtbar wird. Frauen, die sich selbst den heftigsten Stress machen haben keine Kraft für ihre Lebensbedingungen, Wünsche, Einkommen, Positionen zu kämpfen.

Die potenteste und mächtigste Frau ist mit einem im Nebensatz eingeflochtenen: „Die paar Kilos mehr stehen Dir aber wirklich gut“ entwaffnet und geschwächt.

Liebe Frauen, lasst Euch nicht klein und unsichtbar machen, sondern seid einfach irrsinnig weiblich – und was das beinhaltet entscheidet NUR Ihr!