Vortrag und Gespräch mit Dr.in Mithu M. Sanyal

Warum gibt es 13 Wallfahrtsorte für die heilige Vorhaut Jesu, aber keinen einzigen für das Hymen der Jungfrau Maria?
Warum sagen wir Vagina wenn wir die Vulva meinen?
Warum hält sich bis heute das Wort Scham so hartnäckig für die Lippen und Haare und (Ge)Beine dieses Genitals?

Dr.in Mithu Sanyal erzählt in ihrem Vortrag Geschichten aus der Kulturgeschichte der Vulva und stellt die Frage, was anhand des weiblichen Genitals alles verhandelt wurde. Denn die Vulva wurde nicht etwa übersehen, sondern mit gewaltiger Anstrengung zuerst diffamiert und daraufhin verleugnet bis zu der irrigen und irren Auffassung, sie sei nicht der Rede wert. Dabei ließ sie sich selbstredend nie vollständig verdrängen.
Im Moment könnte man sogar von einer veritablen Vulvawelle sprechen: Sheela-na-gis meet Vulva-Werbespots via Vulva-Art & Vulva-Aktivismus. Gleichzeitig ist sie aber nach wie vor ein höchst gefährdeter und bedrohter Bereich, besonders bei der weiblichen Genitalbescheidung (FGM/C). Auch im Medizinstudium gibt es nicht sonderlich viel Interesse an der Vulva, es sei denn, wenn es um die plastische Chirurgie geht.

Sex, Sexismus & Macht, von der Bibel bis zu #metoo

Termin: Donnerstag, 02. Juli 2020, von 17:00 bis 19:00 Uhr
Referentin: Dr.in Mithu M. Sanyal
Gastgeberin: Mag.a Aline Halhuber-Ahlmann, Geschäftsführerin FrauenGesundheitsZentrum Salzburg

Dr.in Mithu M. Sanyal

Kulturwissenschaftlerin und Autorin, für WDR, SWR, Deutschlandfunk, Der Spiegel, The Guardian, Bundeszentrale für politische Bildung, MISSY Magazine, etc. Bis September 2019 hatte sie eine regelmäßige Kolumne „Mithulogie“ in der taz, seitdem erscheint ihre Kolumne „Word Cunt“ in der SPEX
Veröffentlichte Bücher (u.a.):
"Vulva" (Wagenbach), "Vergewaltigung. Aspekte eines Verbrechens" (Nautilus.), das mit dem Preis „Geisteswissenschaften international“ ausgezeichnet und ebenso wie „Vulva“ in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. Zur Zeit schreibt sie an ihrem Debüt-Roman, der im Frühjahr 2021 im Hanser Verlag erscheinen wird.


(Fotonachweis: Mithu Sanyal)